Motivation

Moderne technische, ökonomische und soziale Infrastrukturen sind von einer wachsenden Anzahl von dezentralen, zunehmend multifunktionalen Akteuren und deren Wechselwirkungen gekennzeichnet. Dadurch steigt ihre Komplexität überproportional. Die Akteure eines (Energieversorgungs-)Systems können auf der Grundlage eigenständiger Intelligenz sowohl hinsichtlich eigener Zielkriterien als auch systemkonform agieren. Dadurch kann ein flexibles, sich weitgehend selbst regelndes System entstehen.

Die Anwendung von multiagentenbasierten Regelungskonzepten kann zu hoch flexiblen Systemen führen, die im Vergleich zu zentralistischen Regelungsansätzen deutlich robuster und wirtschaftlicher sein können. Ein anschauliches Beispiel dafür sind Verkehrssysteme. Hier handeln die einzelnen Verkehrsteilnehmer weitgehend autonom und werden ggf. durch zentrale Informationen unterstützt. Aufgrund der Komplexität des Systems kann es keinen zentralen Akteur geben, der das gesamte System steuert. Energieversorgungssysteme haben weit weniger Akteure, ihr Verhalten ist zudem weitgehend physikalisch determiniert. Historisch bedingt sind diese Systeme klar hierarchisch gegliedert und werden zentralistisch gesteuert und geregelt.

Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien steigen die Anzahl der Akteure und deren Komplexität rapide. Das ist mit einem exponentiell wachsenden Aufwand für Kommunikation und Regelung verbunden. Für eine nachhaltige, sichere, stabile und für alle bezahlbare Energieversorgung müssen die bisherigen Steuerungs- und Reglungsmechanismen zumindest teilweise infrage gestellt durch neue Konzepte ergänzt werden. Der dafür erforderliche Paradigmenwechsel ist eine interdisziplinäre Herausforderung, deren Bewältigung auch völlig neue Akteure erfordert.

 

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